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Lernort Bibliothek – zwischen Wunsch und Wirklichkeit, Teil 30 Bibliotheksräume

Stadtbücherei Kamp-Lintfort: „Hier hat sich aber viel verändert!“

Beim ersten Betreten stutzt der Besucher der Stadtbücherei Kamp-Lintfort: Das futuristisch anmuten des Leuchtobjekt, das Touchscreen-Pult, was ein bisschen wie ein überdimensionales iPad aussieht, glühende Sessel, Bücher und digitale Bilderrahmen auf Halterungen, die an Notenständer erinnern, stehen dort, wo vor zwei Monaten noch eine riesige Verbuchungstheke als Herz der Bücherei fungierte. Die Q-thek in der Stadtbücherei Kamp-Lintfort wurde am 13. Mai festlich eröffnet. Sie präsentiert den gewandelten Auftrag der Bibliotheken, in der Informationen aus virtueller Quelle, aus physisch greifbaren Büchern, von digitalen Speichern und von Menschen persönlich dem Informationssuchenden übermittelt werden.

Trichter, Ufo oder Raumschiff Orion nennen die Besucher das Leuchtobjekt, das Architektin Verena Wamser für die sieben Pilotbibliotheken im Landes weiten Projekt „Lernort Bibliothek zwischen Wunsch und Wirklichkeit“ als Corporate Design-Element geschaffen hat.

„Wie sieht ein Idealer Lernort aus? Und wie muss er in einer Bibliothek gestaltet sein?“ (1)

Diese Fragen waren 2009 Ausgangspunkt eines nun zwei Jahre dauernden Prozesses, der nun seinen Höhepunkt durch die Eröffnung der Q-thek in den beteiligten Bibliotheken erlebt. Das architektonische Konzept entstand auf Grundlage mehrerer Benutzerbefragungen und Forschungen über das Lernen. Gefordert wurden hohe Aufenthaltsqualität, ein Möbelprogramm, das sich in sehr unterschiedlich eingerichtete Bibliotheken integrieren lässt und das gleichzeitig immer wieder flexibel an die jeweiligen Anforderungen der Kunden angepasst werden kann, ein Konzept, dass eine Verbindung zwischen realer und virtueller Welt schafft und ein Ambiente, dass immer wieder inspirieren kann. Das Ergebnis in der Stadtbücherei Kamp-Lintfort wird diesen Ansprüchen gerecht.

„Die Aufgabe war dem Raum eine ganz klare Struktur zu geben.“ (2)

In Kamp-Lintfort hatte alles bereits 2008 mit der Einrichtung des Info-Treffs begonnen. Damals legte die PC-Insel, welche die Stadt als Preis beim T-City-Wettbewerb gewonnen hatte, den Grundstein für den Bereich InfoTreff, der den alten Lesesaal ablöste. Idee und Realisierung durch die Architektin Hiltrud Enders schufen nun einen recht ruhigen, aber zentral gelegenen und von außen einsehbaren Arbeits- und Lesebereich. Durch Gruppen- und Einzelarbeitsplätze mit Getränkeangebot, bequemen Lesesessel, PC-Insel und einem kleinen Ratgeber- und Nachschlagebestand sowie dem Zeitschriftenangebot dort kommt dieser Bereich sehr gut an. Es gibt Stammkunden, Schülergruppen und immer wieder neue „Gäste“, die durch die mehrsprachige Fensterschrift herein gelockt werden.

„Die Raumplanung der Q-thek ist so konzipiert, dass sie flexibel an die örtlichen Gegebenheiten angepasst werden kann.“ (3)

Das klappte in Kamp-Lintfort in Verbindung mit dem bereits vorhandenen Info-Treff hervorragend. Als erstes wurde dieser mit W-Lan ausgestattet. Aus dem Möblierungsprogramm zur Q-thek wurden L-Trenner und Rundmodul so wie eine Themeninsel als optisch verbindendes und gleichzeitig Ruhezone schaffendes Element aufgenommen.

Nun gibt es Momente wie diesen: Da sitzt eine ihren Säugling stillende Mutter in einem der Sessel im Infotreff, das zweite Kind blättert friedlich in einem Bilderbuch zu ihren Füßen, abgeschirmt durch einen sogenannten L-Trenner, auf dessen anderer Seite gerade eine Kollegin einem Kunden den Aufbau des Benutzerkontos am Ausgabeautomaten erklärt; unter dem Trichter stöbern Besucher in den Bücherstapeln zur aktuellen Ausstellung „Bücher aus dem Feuer“, in der Screenbox ergänzen Zitate und Porträts von Autoren, die im dritten Reich verfemt wurden, in einer Diashow die Schülerausstellung und am Touchscreen blättern Jugendliche in der Fotogalerie zum SommerLeseClub. Dieses alles spielt sich auf gut 100 Quadratmetern Bibliotheksfläche ab, die dafür wie gefordert bereit gestellt wurden.

In der Kamp-Lintforter Q-thek stehen Kommunikation und Information an erster   Stelle. Die Mitarbeiterinnen, die nun Publikumsdienst haben, müssen immer auf dem Sprung sein. Hinter der Infotheke zu sitzen ist kaum möglich, da die Kamp-Lintforter Bibliothekskunden das Angebot der Personen bezogenen Information sehr gerne annehmen und froh sind, dass durch die neuen Verbuchungsautomaten nun Zeit für’s Fragen-Stellen ist. Mit Förderung des Landes NRW wurde im Februar die Selbstverbuchung eingeführt. Statt Mediennummern zu scannen und zu verbuchen, beraten nun die Mitarbeiterinnen bei Medienauswahl und Mediennutzung. Zwar waren die Automaten kein direktes Ergebnis der architektonischen Planung. Aber bereits in der Planungsphase war klar, dass die Anforderungen, die nun auf das Personal zukommen werden, nur zu schaffen wären, wenn gleichzeitig andere Arbeiten entfallen könnten. Die räumliche Einbindung der Buchungsautomaten in den Q-thek-Bereich ist optimal für eine Bibliothek der 1. Stufe. Gerade Besucher aus bildungsfernen Schichten finden oft erst über die Gespräche zum Know How der Automaten den Mut zur Auskunftsfrage, die wir als Bibliothekarisches Fachpersonal mit Bestands- und Internetrecherche und Zielgruppen orientierter Beratung beantworten können. Gerade das spielerische Einrichtungskonzept erleichtert den Kunden den Zugang zur Bibliothek und den Mut in die Regalreihen einzutauchen. Aus diesem letzten ergibt sich die architektonische Aufgabenstellung: „Wie lassen sich Informationen in Regalreihen vor Ort leichter und freundlicher erschließen?“ Das Raumkonzept wird fortgeführt.

Katharina Gebauer, Leiterin Stadtbücherei Kamp-Lintfort

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(1) Lernort Bibliothek – zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Konzept 2009. Hrsg. Bez.Reg.Düsseldorf, Dez.48

(2) Zitat der ausführenden Architektin Hildrud Enders, Dipl.-Ing., bei der Eröffnung des InfoTreffs 2009

(3) Q-thek – innovative Bibliotheksräume. Booklet. Hrsg. Bez.Reg.Düsseldorf, Dez.48

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