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Lernort Bibliothek – zwischen Wunsch und Wirklichkeit, Teil 8 Online-Angebote

Handlungsfeld II: „Online-Angebote Öffentlicher Bibliotheken.“

Seit Mitte der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts haben sich die Möglichkeiten der Informationsbeschaffung deutlich verändert. Ein Besuch der Öffentlichen Bibliothek ist heute nicht mehr erforderlich, um grundlegende Informationen zu einem Thema zu erhalten. Mit der Entwicklung des mobilen Internets ist man noch nicht einmal auf einen PC-Anschluss angewiesen. Smartphones bieten den Zugang zum Internet genau in dem Moment, in dem man die Information benötigt. Viele junge Menschen haben dieses Angebot bereits in ihren Alltag integriert. Mit der ersten iPhone-Generation hat dieser Trend noch einmal deutlich an Dynamik gewonnen.

Aber nicht nur die Informationsbeschaffung, auch die Kommunikationsmöglichkeiten haben sich deutlich verändert. Social Networks verbinden Menschen unabhängig von Zeit und Raum – und dies nicht nur im Rahmen der Alltagskommunikation. Neue Formen des kooperativen Lernens entstehen.

Die Öffentlichen Bibliotheken haben sich diesen Herausforderungen bisher nur zögernd gestellt. Aufgrund der finanziellen und organisatorischen Rahmenbedingungen liegt in vielen Bibliotheken das Hauptaugenmerk auf der Bewältigung der konventionellen Dienstleistungen. Die derzeitigen Besucher- und Ausleihzahlen scheinen ihnen mit dieser Strategie auch Recht zu geben. Doch wie tragfähig ist diese Vorgehensweise auf Dauer?

Als Informationsspezialisten müssen sich Öffentliche Bibliotheken mit den Informationsmöglichkeiten im Internet und durch das Web 2.0 permanent vertraut machen. Ihre Angebotspalette muss im Internet sichtbar werden – und damit ist nicht gemeint, dass Standort und Öffnungszeiten gegoogelt werden können. Öffentliche Bibliotheken stehen vor der Aufgabe, neue Services zu entwickeln, die reale und digitale Welt verbinden. Ihre digitalen Angebote sollten dazu animieren, die Bibliothek vor Ort aufzusuchen.

Betrachtet man unter oben genannten Aspekten einmal nur den Bibliothekskatalog, stellt man fest, dass Bibliothekskataloge im Öffentlichen Bibliothekswesen die Beteiligung von Kunden derzeit weitgehend ausschließen. Bibliothekskunden sind aber von Diensten wie Amazon u.ä. gewohnt, Buchtitel zu bewerten, Rezensionen zu schreiben, Schlagwörter zu vergeben. Um weiterhin attraktiv zu sein, müssen Bibliotheken deshalb den Anschluss an diese Entwicklungen so schnell wie möglich finden.

Im Rahmen des Projektes „Lernort Bibliothek“ haben sich die Projektbibliotheken in einer Arbeitsgruppe damit beschäftigt, welche Rahmenbedingungen und Anforderungen erfüllt sein müssen, damit sich Öffentliche Bibliotheken den Herausforderungen des Internet-Zeitalters stellen können. Zu diesem Zweck wurde die Projektgruppe um neue Mitglieder erweitert. Das Land NRW dankt der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund, dem Hochschulbibliothekszentrum NRW und der  Fachhochschule Köln / Fakultät Informations- und Kommunikationswissenschaften, dass sie sich zur Mitarbeit bereit erklärt haben. Herr Deeg von der Zukunftswerkstatt e.V. begleitete die Gruppe als externer Experte.

Entstanden ist ein Empfehlungskatalog für Bibliotheken und ihre Träger, der Aussagen zu den notwendigen Rahmenbedingungen zukunftsorientierter Bibliotheksarbeit macht. Oder anders ausgedrückt: Was muss sich ändern, damit Bibliotheken ein zeitgemäßes Dienstleistungsangebot entwickeln können?

Beschäftigt hat sich die Gruppe mit folgenden Fragen:

  • Wie kann dem Träger vermittelt werden, was die Bibliothek mit ihrer Web 2.0-Präsenz erreichen möchte?
  • Wie kann das Verständnis für die sich mit fortschreitender Digitalisierung verändernden Arbeitswelt beim Bibliothekspersonal geweckt werden? Wie können die Bibliotheken zukünftig neue Technologien nicht nur verstehen und nutzen, sondern aktiv mit gestalten?
  • Welche Organisationsstrukturen sind erforderlich, um Online-Angebote in den Bibliotheksalltag zu integrieren?
  • Welche Inhalte könnten im Web 2.0 angeboten werden?
  • Wie könnte das digitale Bestandsangebot künftig aussehen?
  • Vor welchen Anforderungen steht man im Auskunftsdienst, mit welchen Schulungsangeboten kann die Bibliothek Informations- und Medienkompetenz ihrer Kunden stärken?
  • Ist es sinnvoll, einige Angebote zentral für alle Bibliotheken zu entwickeln und vorzuhalten und wenn ja, welche könnten dies sein?
  • Ist die Bibliotheksgröße entscheidend für Angebot und Umfang digitaler Angebote?
  • Und wie sieht es mit den notwendigen Ressourcen aus?

In fünf Sitzungen hat die Projektgruppe intensiv diskutiert. Das Ergebnis dieser Diskussion sind Empfehlungen, die einen möglichen Weg Öffentlicher Bibliothek zur Entwicklung digitaler Informationsangebote skizzieren. Dieser Weg wird durch die erarbeiteten Empfehlungen nicht leichter, aber vielleicht ein wenig klarer.

Derzeit wird die Veröffentlichung der Ergebnisse vorbereitet. Der Bericht wird nicht nur den Empfehlungskatalog beinhalten, sondern auch die Erfahrungen der Projektbibliotheken mit dem Qualifizierungsprogramm zusammenfassen, das die Projektbibliothek 2010 als III. Handlungsfeld durchlaufen haben. Mit diesem wird sich der nächste Blogbeitrag beschäftigen.

Vorherige Beiträge zum Projekt finden Sie hier:
Teil 1: Das Projekt
Teil 2: Trendanalyse
Teil 3: Lernen – eine Definition
Teil 4: Kundenanforderungen
Teil 5: Das Konzept, Teil 1
Teil 6: Das Konzept, Teil 2
Teil 7: Raumgestaltung

2 Comments

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