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Lernort Bibliothek – zwischen Wunsch und Wirklichkeit, Teil 7 Bibliotheksräume

Handlungsfeld I 2010: Der Lernort Bibliothek als „öffentlicher Raum“

Nach der Dezember-Pause möchten wir nun unsere Berichterstattung über das Projekt „Lernort Bibliothek“ wieder aufnehmen. In den nächsten Blogbeiträgen stellen wir die drei Handlungsfelder vor, mit denen sich die Projektbibliotheken 2010 beschäftigt haben.

Die Funktion der Bibliothek als Aufenthaltsort und Treffpunkt ist seit langem ein Merkmal moderner Bibliotheksarbeit. Angesichts der Entwicklung digitaler Angebote und der Möglichkeit, diese unabhängig von Zeit und Ort zu nutzen, tritt die Frage nach der Notwendigkeit und Gestaltung von realen Bibliotheksräumen verstärkt in den Vordergrund. Auch die Projektgruppe diskutierte darüber, wie Räume einzurichten sind, damit sich Menschen dort gerne auch länger aufhalten um sich zu informieren, zu arbeiten oder miteinander ins Gespräch zu kommen.

Ausgangspunkt für die Diskussion war das 2009 entwickelte Konzept. Um den dort beschriebenen Funktionen zu entsprechen, waren ruhige Zonen ebenso zu berücksichtigen wie Kommunikationsbereiche. Durch anregende Präsentationsmöglichkeiten sollte der Besucher auf Neues, Unerwartetes aufmerksam gemacht werden. Anhaltspunkte zu den Wünschen der Bibliothekskunden konnte die Projektgruppe den Kundenbefragungen entnehmen, die wir in Teil 4 dieser Reihe vorgestellt haben.

Einig war man sich, dass die Räumlichkeiten eine Willkommensatmosphäre ausstrahlen und zum Verweilen einladen sollten. Durch Transparenz und Offenheit in der Raumgestaltung sollte die Angebotspalette erkennbar sein. Durch den Einsatz moderner Technik wollte man signalisieren: Der Besucher betritt einen Ort, der selbstverständlich über eine aktuelle Technikausstattung verfügt. Dieser Eindruck soll eine Brücke zu den Internetangeboten der Bibliothek schlagen. Denn moderne Technik innerhalb der Räume lässt intuitiv auf zeitgemäße, digitale Angebote schließen. Um diesen Anspruch zu erfüllen, darf selbstverständlich auch WLAN nicht fehlen.

Da nicht davon ausgegangen werden konnte, dass Bibliotheken über die Finanzmittel für eine komplette Neueinrichtung verfügen, musste das vorhandene Mobiliar in die Konzeption einbezogen werden. Dies setzte flexible Einsatzmöglichkeiten der neuen Elemente voraus. Die Wahl eines möglichst neutralen Designs, das sich an die verschiedenen Bestandsmöbel anpasst und der Bibliothek gleichzeitig zu einem neuen, frischen Erscheinungsbild verhilft, war Voraussetzung.

Und nicht zuletzt sollte ein Konzept erarbeitet werden, dass in allen Projektbibliotheken umgesetzt werden kann. Es musste an die gegebenen Räume flexibel anpassbar sein und gleichzeitig einen Wiedererkennungseffekt beinhalten. Die Besucher sollen sich erinnern „Diesen Bereich kenne ich, hier erwartet mich ……“.

Um diese Ziele zu erreichen, suchte das Land Nordrhein-Westfalen ein Architekturbüro, das Erfahrung mit der Erstellung von überregionalen Konzepten hatte. Der Auftrag wurde schließlich an das Düsseldorfer Büro „Reich und Wamser“ vergeben. Das junge Architektenteam machte im Rahmen des ekz-Ideenwettbewerb 2009 „Bibliothekseinrichtung der Zukunft“ auf sich aufmerksam.

Von Mai bis September 2010 erarbeiteten die Projektbibliotheken gemeinsam mit den Innenarchitekten unter Leitung von Frau Verena Wamser die Grundkonzeption. Dabei legten die Innenarchitekten Wert darauf, sich zunächst nicht mit den örtlichen Gegebenheiten der Projektbibliotheken zu beschäftigen. Man wollte sich nicht von räumlichen Detailproblemen ablenken lassen. Erst im Oktober begann man mit der Umsetzung des Konzeptes in den beteiligten Bibliotheken. Das Ausschreibungsverfahren steht derzeit in allen Kommunen vor dem Abschluss. Alle Beteiligten hoffen, dass Ende März 2011 die umgestalteten Bereiche eröffnet werden können.

Der ambitionierte Zeitplan verbunden mit den Unwegsamkeiten in den Bibliotheken, stellten die Teams ebenso wie die Architekten vor große Herausforderungen. Die Pläne sind vielversprechend. Alle Beteiligten sind sich aber auch darüber im Klaren, dass das Konzept zu interessanten Diskussionen in der Fachwelt führen wird. Die Bibliotheken haben Mut zu ungewöhnlichen Schritten gezeigt.

Nach Abschluss der Arbeiten in den Projektbibliotheken wird eine Dokumentation des Konzeptes veröffentlicht. Terminiert ist diese für das 2. Quartal 2011. Wir werden darüber auf diesem Blog berichten. Schon jetzt sind alle Beteiligten auf die Reaktionen gespannt.

Im nächsten Blogbeitrag geht es um das Handlungsfeld II: „Online-Angebote Öffentlicher Bibliotheken.“

Vorherige Beiträge zum Projekt finden Sie hier:
Teil 1: Das Projekt
Teil 2: Trendanalyse
Teil 3: Lernen – eine Definition
Teil 4: Kundenanforderungen
Teil 5: Das Konzept, Teil 1
Teil 6: Das Konzept, Teil 2