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Lernort Bibliothek – zwischen Wunsch und Wirklichkeit, Teil 1 Projekt

Ein Pilotprojekt des Landes Nordrhein-Westfalen

Das Aufgabenfeld „Bildung und Lernen“ ist in den vergangenen Jahren immer stärker in den Vordergrund der Bibliotheksarbeit gerückt. Seit 2002 haben die Öffentlichen Bibliotheken in Nordrhein-Westfalen ihr Profil als Bildungspartner vor allem zur Unterstützung schulischer Lernprozesse deutlich geschärft. 111 kommunale Öffentliche Bibliotheken haben in ihren Kommunen die Zusammenarbeit mit Schulen in Kooperationsvereinbarungen festgelegt. Ausgangspunkt für diese Entwicklung war das Projekt „Medienpartner Bibliothek und Schule“, welches das Land Nordrhein-Westfalen in Kooperation mit der Bertelsmann Stiftung 2002 bis 2004 in 38 Kommunen durchgeführt hat.

Das Thema Lernen nur im Zusammenhang von Schule und Ausbildung mit Bibliotheken zu verknüpfen, würde zu eng greifen. Unter dem Stichwort „Lebenslanges Lernen“ hat in den vergangenen Jahren das individuelle und informelle Lernen zunehmend an Bedeutung ge-wonnen. Grund genug für Öffentliche Bibliotheken, sich auch mit diesem Aspekt des Lernens stärker auseinander zu setzen.

Informelles Lernen geht vom Individuum aus. Der Lernende bestimmt selbst, was, wie viel, wie, wann und wo er lernt. Individuell Lernende sind keine homogene Zielgruppe, kommen aber mit spezifischen Anforderungen und Erwartungen in die Bibliothek.

Für diesen weiter gefassten Aufgabenrahmen gab es in Nordrhein-Westfalen im November 2008 kein erkennbares Gesamtkonzept. Dafür standen viele Fragen im Raum, die nicht ein-fach zu beantworten waren:
• Welcher Begriff, welche Vorstellung vom Lernen wird mit der Öffentlichen Bibliothek in Verbindung gebracht?
• Welche Anforderungen stellen Bibliothekskunden an einen Lernort Bibliothek?
• Wie grenzt sich der Lernort Bibliothek von anderen Lernorten ab? Was ist sein Allein-stellungsmerkmal?
• Was macht eine Bibliothek zu einem Lernort?
• Wie kann das formulierte Selbstverständnis in der Praxis Form annehmen?

Um Antworten auf diese Fragen zu finden, schrieb das Land Nordrhein-Westfalen das Projekt „Lernort Bibliothek – zwischen Wunsch und Wirklichkeit“ aus. Aus 25 Bewerbungen wurden acht Bibliotheken für die Projektteilnahme ausgesucht. Die Stadtbibliotheken Bergheim, Dormagen, Gütersloh, Hattingen, Kamp-Lintfort, Köln, Münster und Rheinbach waren bereit, sich auf einen offenen Diskussionsprozess einzulassen. Die Projektleitung wurde dem Dezernat 48 Öffentliche Bibliotheken der Bezirksregierung Düsseldorf übertragen.

Als Projektziel für das erste Projektjahr wurde Folgendes formuliert:

„Ziel ist es, im Laufe eines einjährigen Prozesses ein Profil des Lernortes Bibliothek zu erarbeiten, das
• von den beteiligten Bibliotheken geteilt wird,
• auf das öffentliche Bibliothekswesen in NRW übertragbar ist und
• Grundlage für die Entwicklung einer Angebotspalette sein kann.“

Die Projektausrichtung implizierte eine Fortführung des Projektes über das erste Jahr hinaus, wenn am Ende des Diskussionsprozesses Entwicklungsperspektiven aufgezeigt würden. In der Zwischenzeit nähert sich die Projektgruppe dem Ende des zweiten Projektjahrs und es zeichnet sich ab, dass die Gruppe auch 2011 weiter zusammenarbeiten wird.

Zu Beginn des Jahres 2009 war keinem der Beteiligten klar, dass der Projektauftrag eng mit der aktuellen Medienentwicklung und damit mit der Rolle der Öffentlichen Bibliothek in der sich verändernden Gesellschaft verknüpft ist. Nach fast zwei Jahren ist deutlich, dass man sich am Anfang eines langen Veränderungsprozesses befindet. Ob die eingeschlagene Richtung zielführend ist, kann niemand sagen. Wichtig ist allen Bibliotheken, sich auf den Weg gemacht zu haben – auch wenn man hier und da Umwege gehen wird oder sogar in die eine oder andere Sackgasse gelangen kann.

Die Arbeitsgruppe hat sich entschieden, über den bisherigen Projektverlauf auf dem Blog „Nachrichten für Bibliotheken NW“ zu berichten. In unregelmäßigen Abständen werden in den kommenden Wochen Beiträge zu verschiedenen Projektabschnitten und –aspekten erscheinen. Die Projektbibliotheken und das Dezernat 48 Öffentliche Bibliotheken freuen sich über Ihre Kommentare!